Kestaran




Stamm: Kestaran (verschwunden)

Hauptstadt:  Dekai (Ruinen)

Aufenthaltsgebiet: östlich der Wild Lands

Herscherin:  -

Gesinnung: gemieden, verfolgt

Geschichte

Die Kestaran waren ein sehr naturverbundenes, eher zurückgezogen lebendes Volk. Die Bauweise ihrer Häuser und Dörfer war einfach und beruhte auf der Verwendung von Steinen und Lehm. Sie lebten von der Schaf- und Ziegenzucht, einigen wenigen Rindern und vom Ackerbau. Soweit man von Ackerbau reden konnten, da sie in bergigen und felsigen Regionen siedelten, wo der Boden nur unter schwerster Knochenarbeit Früchte trug.
Auch bauten sie in den Bergen Eisenerz ab, welches ein begehrtes Tauschmittel war, um an die Dinge zu kommen, die sie nicht selbst herstellen konnten.

Sehr gläubig waren die Kestaraner und in ihrem Leben wurde nichts unternommen, das nicht die Zustimmung ihrer allmächtigen Göttin Resesia gehabt hätte. Es gab einige Orte, zumeist bizarre Felsformationen, die als Opferstätten dienten. Diese Opferfelsen waren mit bunten Mustern, mytischen Symbolen und Glückszeichen bemalt und graviert. Die Schamanen, die von der Göttin gesegnet waren und befähigt ihren Willen dem Volk mitzuteilen, waren die höchstangesehenen und reichsten Leute in den Dörfern.

Zu guten Zeiten wurden an den Opferstätten nur Blumen, Früchte, Wein und erlegtes Wild als Opfergaben niedergelegt, um der Göttin zu danken. Doch stand es schlecht, waren die Ernten in Gefahr, oder drohte dem Dorf eine Krankheit, dann wurden die Opfer wertvoller. Dann wurden Schmuck aus Eisenerz und bunten Steinen, geschnitze Figuren aus Horn oder Knochen, Blutopfer von Ziegen gebracht. Und wenn gar nichts mehr zu helfen schien, wurde der Göttin eine Jungfrau oder ein junger Knabe als Opfer dargebracht, das sie sich an dem schönen Antlitz, der Reinheit und dem Blut erfreuen sollte.

Eigentlich hätte dieses kleine Volk eine gute Zukunft gehabt. Aber an nur einem Tag wurde diese vernichtet und das langsame sterben began...

Auslöser war Tanila, eine junge und überaus selbstbewusste Frau des Dorfes Dekai. Sie war verheiratet und Mutter einer Tochter. Sie war so schön das den Männer die Sprache wegblieb, wenn sie an ihnen vorüberging und ihr Ehemann wurde von allen beneidet.
Aber sie war keine gute Ehefrau, keine gute Mutter. Die nötigen Haus- und Gartenarbeiten verabscheute sie und tat wiederwillig nur das nötigste. Und sie fand ja auch immer jemanden, der ihr das meiste abnahm. Während ihr Mann sich die Hände in den Mienen blutig arbeitete um ihr ein gutes Leben zu ermöglichen, saß sie zumeist an einem kleinen See, und kämmte ihr hüftlanges, volles, kastanienrotes Haar.
Kam ihr Mann dann abends müde und hungrig nach Hause, überlies sie es ihm noch, für das wenige Vieh zu sorgen und das Haus aufzuräumen und nur allzu oft musste er auch selbst zusehen, das er etwas zu essen bekam. Sie wollte ihre zarten, weißen Hände nicht unnötig schmutzig machen. Tanila begann sogar zu glauben, sie sei die Schönste aller bekannten Länder, schöner noch als die Göttin, deren Schönheit und Klugheit und Güte die Sonne zum scheinen bringen würde.

Die Sage berichtet, das diese Überheblichkeit von Tanila der Göttin ein Dorn im Auge war und das diese eine Strafe ersann. Die Göttin erschien Tanila am See, wo sie wieder ihre Haare kämmte und sprach zu ihr. Sie sagte ihr, das wenn sie nicht sofort eine gute Hausfrau und Mutter würde, und von ihrer Überheblichkeit abließe, würde ein böser Fluch sie treffen und ihr Leben, als auch das Leben ihrer Familie zerstören. Aber Tanila lachte nur.

Und am nächsten Tag erschien die Göttin am Haus, sah das Tanila wieder nicht arbeitete und sprach den Fluch aus. "Deine Strafe und die Strafe deines Blutes wird sein, den Tod zu sehen, zu wissen was sein wird und es nicht ändern zu können!"
Tanila war zunächst verwirrt, konnte sie sich doch nicht vorstellen, was damit gemeint war. Aber schon wenige Tage später erfuhr sie es. Sie war gerade eben vom See zurückgekommen um zu kochen, wenn der Mann käme, als ihr einfiel, das sie ihren wertvollen geschnitzten Hornkamm dort hatte liegen lassen. So schickte sie ihre Tochter Cesla, die erst 5 war, los, den Kamm zu holen.
Als die Tochter weg war, hatte Tanila eine Vision ... sie sah ihre Tochter im See ertrinken, mit dem Hornkamm in der Hand. Sie schrie auf, rannte los und traf vor der Hütte auf ihren Mann Bereg, der gerade von der Arbeit heimkam. Zwar hielt er sie jetzt für übergeschnappt, aber dennoch rannte er mit. Natürlich war er schneller am See und er sah seine Tochter im Wasser, wie sie darum kämpfte nicht unterzugehen, wobei sie immer noch den wertvollen Hornkamm der Mutter hochhielt, damit er nicht verlorenginge.
Mutig stürzte Bereg sich ins Wasser und rettete Cesla.
Und Tanila lachte wieder. Sie dachte, der Fluch könne doch gar nicht so schlimm sein, wenn sie damit Leid und Unglück verhindern könne, und sie verbat Cesla einfach noch mal allein an den See zu gehen. Doch es war umsonst. Zwar ertrank Cesla nicht, wie in der Vision gesehen. Doch schon am nächsten Tag tauchte in der Nähe des Dorfes ein Berglöwe auf und eine Herde Schafe stürmte in Panik davon, zwischen den Hütten hindurch. Cesla spielte vor der Hütte und ihr kleiner Körper wurde unter den Hufen zu Tode getrampelt...

Tanila ging zum Opferfelsen und flehte die Göttin an, brachte Opfer dar, jammerte und drohte, aber die Göttin antwortete nicht mehr. Erst Wochen später, nach weiteren Vorfällen, verstand Tanila ... sie war verflucht zu wissen, das jemand sterben würde und auf welche Art. Aber jedes Mal wenn sie versuchte einzugreifen und es zu verhindern, dann starb die betroffene Person auf einem anderen Weg...der Tod lies sich nicht abwehren. Nur, was hatte das mit dem Blut zu bedeuten ... die Strafe deines Blutes... das verstand sie nicht.

Tanila wurde mit der Zeit und der Hilfe ihres Mannes, der sie nicht verlassen hatte, eine gute Hausfrau und bekam noch drei weitere Töchter und zwei Söhne, denen sie eine gute Mutter war. Aber ihre drei Töchter hatten die gleiche Gabe ... sie konnten den Tod voraussehen! Und später konnten es deren Töchter, und auch die Töchter ihrer Söhne. Und sie begriff ... jedes weibliche Wesen, das von ihrem Blute abstammte, war verflucht auf ewig.

Natürlich ängstigte dies die anderen Dorfbewohner und so musste sie mit ihrer Familie fortgehen. Sie, und alle Töchter und Söhne und die Kinder ihrer Kinder wurden von diesem Tag an gemieden und beschimpft. Man sagte ihnen nach, das sie es wären, die den Tod herbeirufen könnten. Sie gründeten ein neues Dorf, das anfangs auch genügte. Aber bald schon zeigte sich, das die Angst der Menschen eine weit größere Gefahr war und sie begannen, um das Dorf herum einen Zaun zu errichten und so kam es, das nach vielen Jahren das Dorf eine uneinnehmbare Festung geworden war.

Aber der Ruf der Todbringer hatte sich verbreitet und so wurden nicht nur Tanila und ihre Angehörigen, sondern alle Kestaraner gemieden und bedroht. Viele starben, aber noch mehr verließen ihr Volk, verleugneten ihre Abstammung und beganen fernab bei anderen Völkern neue Leben. Und die wenigen die blieben wurden weniger und weniger.
Und immer wieder erschienen Tanilas Töchter und deren Kinder und Kindeskinder bei Menschen, die kurz darauf starben. Sie sahen es mit der Zeit als ihre Aufgabe, die Todgeweihten in ihren letzten Tagen und Stunden zu begleiten. Doch meist wurden sie mit Schlägen und Steinen fortgetrieben. Über viele Generationen hinweg ging es so fort und sie bekamen mit der Zeit den Namen 'Töchter der Tanila' oder die 'Todesfrauen'. Es wurden weniger Kinder mit der Zeit, gab es doch kaum noch Ehepartner, und die Heirat untereinander war verboten.
Die letzte bekannte Tochter verlies vor etwa 750 Jahren die Festung und verschwand spurlos. Es hieß, sie sei einem großen Krieger gefolgt, dessen Tod sie vorausgesehen habe in einer Schlacht und der habe sie aus Zorn über die Nachricht getötet.

Von den Kestaran sind nur die Opferfelsen mit ihren Malereien und Gravuren geblieben und die Ruinen der verfallenen Dörfer. Die meisten Dörfer wurden verarbeitet indem die Steine der Häuser anderswo wieder zum Bauen benutzt wurden. Nur das verfluchte Dorf Tanilas mit seinem Palisadenzaun wird noch immer gemieden, als würde dort die Pest herrschen. Die Hütten dort sind unangetastet von Menschenhand und einzig Wind und Wetter tun ihr Werk...