Wissenswertes über die Sheratan




Die Geschichte der Sheratan

Manchmal, in seinen Träumen, sieht man Bilder, oder riecht den Duft einer Pflanze, den Geruch von Beute, und man denkt ... man fühlt, wie die Welt am Anfang war: Wunderschön und perfekt.
Doch nur die ersten Sheratan haben diese Welt gesehen ... und sie haben sie vernichtet.

Erinnert ihr euch? Grün, fruchtbar, blühend, verheißungsvoll. Wasser, Land, Nahrung, mehr als genug für alle, die damals lebten. die Geister konnten das Reich des Fleisches mühelos betreten, so wie die Menschen und Tiere ohne Schwierigkeiten durch die kühlen Geisterschatten der Welt wandeln konnten. Mensch, Geister und Tiere sprachen die gleiche Sprache.
Dies war die erste Gestalt der Welt.
Heute weiß man nicht mehr, ob es sich dabei um einen Ort handelte, oder um eine Zeit. Jeder Sheratan spürt nur instinktiv, das es wunderschön war und einzigartig. Und das es für immer verloren ist.

Als die Welt am schönsten war, so herrlich das man den Verstand verlieren könnte, verliebte die Mondin - Amahan Iduth - sich in dieses Paradies. Völlig verzaubert nahm sie eine Gestalt aus Fleisch und Blut an, stieg vom Firmament herab und wandelte über die Erde. Sie rannte über die Weiten der Steppen, durch die glühende Hitze der Wüsten und durch die kühlenden Schatten der Geisterwelt. Kletterte im Dschungel über die Bäume und schwamm im Meer. Sie roch an den Blumen, atmete die reine Luft und ruhte auf samtenen Moos.
Sie war das schönste Wesen auf der ganzen Welt und viele buhlten um ihre Gunst, Menschen wie auch Geister. Streit brach aus. Der beste und tapferste unter ihnen was Urfahrfa - Vater Wolf.

Das Land war wunderschön, doch gab es damals weder Frieden, noch Sanftmut. Es war das Land der Starken und der Jäger, und selbst die Geister nahmen sich aus der Welt des Fleisches, wo nach es sie verlangte. In diesem Land der Jäger war war Vater Wolf der Beste von allen. Er war ein Krieger aus dem Schattenreich, besass aber einen fleischlichen Körper. Seine Aufgabe war es, die Grenzen der stofflichen Welt zu bewachen, und er war darauf bedacht, das alles und jeder an seinem angestammten Platz bleiben sollte.

Gingen Geister in die Welt des Fleisches, so gingen sie nie weit und blieben auch nicht lang, denn Vater Wolf verfolgte jeden, der sich zu lang aufhielt. Und war es nötig, so zwang er mit Klauen und Zähnen Menschen und Tiere, die zu weit ins Schattenreich eingedrungen waren, zurück in die sichere Welt des Fleisches.

Sein Herz war von unermeßlicher Kraft und tiefer Entschlossenheit; in ihm loderte eine gerechte Wut, die ihn unaufhaltsam machte, doch er blieb stets Herr über diese Wut. Er war der erste Sheratan und niemand konnte es mit ihm aufnehmen.
Vater Wolf sah Luna und verliebte sich in sie. Freude und Zuneigung überwältigten ihn, als er ihr im Grenzland zwischen den Welten begegnete. Luna sah, das er tapfer war, weise, stark, gerecht, gütig und schön, und sie erwiderte seine Gefühle.
Sie schenkte ihm Kinder, die Fleisch und Blut waren, zugleich aber auch Geist ... die Sheratan.

Von Luna, der wankelmütigen Mondin, erhielten unsere Vorfahren die Macht des Gestaltwandelns, so wie auch sie ihre Gestalt veränderte. 5 Monphasen, 5 Gestalten.
Von Vater Wolf empfingen sie scharfe Sinne, gewaltige Kraft und große Schnelligkeit. Und von beiden gemeinsam erhielten sie spirituelle Macht ... über das Schattenreich, das Reich des Fleisches und über die Grenzlande.

Luna kehrte in den Himmel zurück, und Vater Wolf lehrte die Werwölfe die Wege der Wölfe, aber auch die Wege der Menschen; die Wege des Fleisches, und die Wege des Geistes. Er zeigte ihnen die Pfade aus dem Schattenreich, durch Wälder, Wüsten und Gebirge hinüber in die Welt des Fleisches bis hin zu der Heimat der menschlichen Stämme.
Sie sollten ihm helfen die Grenzlande und diese Pfade zu schützen. sie brachten Ordnung in die Geisterwelt und waren Hirten über die Menschen, die Tiere und die Geister. Sie töteten Mitglieder jeder Herde, jedes Stammes und jedes Rudels, das zu groß oder zu gefährlich und mächtig wurde, und erhielten so das Gleichgewicht der Welt aufrecht.

Doch natürlich gab es Geister und Menschen, denen diese Wacht nicht gefiel. Einige wehrten sich, andere starben langsamer weil ihre anzahl zu groß, oder ihre Macht zu gewaltig war, oder sie gelernt hatten mit Magie zu kämpfen. Die schlimmsten unter ihnen wurden in die finstersten Winkel der Geisterwildnis verbannt. Mächtige Geister oder niedrige Lakeien, aber auch Menschen die finstere Mächte anbeteten und grauenvolle Schandtaten begingen.

Doch keiner konnte gegen das Rudel bestehen, die Fürsten der Dämmerwelt.
Unsere Kraft, die Macht des Gestaltwandelns und unsere Ausdauer erhoben uns über alle anderen, und das Blut unserer Feinde und Beute floss in Strömen über das Land.
Für die Menschen war diese Zeit schrecklich und düster, doch für uns war sie voller Ruhm. doch wie jedes Zeitalter musste auch dieses enden...


Der Anfang vom Ende...

Es begann mit Vater Wolf. Mit jedem mal, da er Nachkommen mit Luna zeugte und mit anderen Geistern, schwand ein kleines Stück seiner Macht. Nach vielen, vielen Jahren, mehr als man zählen kann, verlor er seine Kraft und Schnelligkeit.
Immer mehr Geister entkamen ihm und sie errichteten furchtbare Königreiche in der Welt der Menschen und schwelgten in ihrer Macht. Die Welt wurde immer mehr zu einem Paradies der Geister, die sich nicht auf ihr Schattenreich begrenzen lassen wollten, und der Menschen, die sich ihnen anschlossen der Macht wegen, oder sich ihnen unterwarfen. Für alle anderen jedoch nahm das Grauen kein Ende.

Unsere Vorväter und Vormütter sahen das, und sie begannen zu zweifeln. Sie standen vor einer schweren Entscheidung, denn ihr Leitwolf war zu schwach geworden, um seine Pflichten noch erfüllen zu können. er war zu schwach, zu blind, zu taub und zu langsam, um sie noch führen zu können.
Sie standen vor der Entscheidung: Das Rudel ... oder er! Und da es nicht nur um ihr Leben ging, sondern vor allem um das Leben der Menschen der fleischlichen Welt und den Frieden des Schattenreichs ... geschah das Grauenvolle.


Vater Wolfs Tod...

Nun ist es so, das jeder Geist einem Bann unterliegt, der sein Handeln und seine Existenz bestimmt und ihn leitet. Ein Geist es Schmerzes darf zum Beispiel keine Lebenwesen heilen, auch wenn er es könnte.
Und auch Vater Wolf unterlag einem Bann ... seine Bestimmung war, die Welt zu schützen, und so durfte er erst sterben, wenn ein anderer stark genug wäre, seine Pflichten zu übernehmen und seinen Platz einzunehmen. Diese Bann war so stark, das er sich nicht würde wehren können gegen jene, die an seiner Statt die Welt beschützen wollten. Und wer hätte das besser gekonnt, als seine Kinder?

Die Erzählung sagt, das Vater Wolf im normalen Wettstreit immer mit Klauen und Zähnen gegen jedes seiner Kinder gewinnen konnte. Doch sobald seie seinen Tod beschlossen hatten zum wohle der Welt, wich alle Kraft von ihm und machte ihn wehrlos ... nur so konnte ein anderer das Rudel anführen.

Und wir zerrissen ihn mit unseren Klauen und Zähnen.
Mit seinem letzten Atemzug stieß Vater Wolf ein Geheul aus, das beide Welten erschütterte. Menschen fielen weinend zu boden vor Furcht, und die Geister kauerten sich verängstigt in ihren Verstecken zusammen, da jemand den großen, gnädigen Wolfsgeist getötet hatte.
Man erzählt sich, das der Werwolf, der den tödlichen, letzten Hieb führte, sei tot zusammengebrochen, als er die ungebändigte Kraft, Wut und das Leid seines Vaters in diesem Geheul vernahm.
Und auch Luna hörte das Todesgeheul ihres Liebsten, und sie schrie ihren Schmerz und ihre Wut in die Welt hinaus, und verfluchte alle Kinder, die sie jemals geboren hatte!

In diesem augenblick sei ein Zittern durch die Seele der Welt gegangen, heißt es weiter. Die Bewohner der Schattenwelt, und die sterblichen Lebewesen empfanden unbeschreibliche Angst, und die zwei Welten brachen auseinander. Die Erde bebte, Stürme verwüsteten das Land, das Eis im Norden riss sich los, und Inseln versanken im Meer. Und die Grenzelande zwischen den Welten verdichteten sich zu einem fast undurchdringlichen Nebel.

Das Paradies der Jäger war verloren.

Darum sind wir, was wir sind, Wolf und Mensch zugleich, verstoßene Kinder des Schattenreiches.
Die Geister fürchteten und hassten uns, und den Gedanken daran, das die Macht ihnen Einhalt zu gebeiten, bei Wesen liegt, deren Körper Fleisch und Geist zugleich ist, und das diese Wesen stark genug waren, den einzigen Geist zu töten, der stark genug war, das sie alle ihn zu fürchten hatten.
Doch die Zeit verging, und das Leben begann von neuem sich über diese Welt auszubreiten.
Manche Geister fürchten oder hassen uns noch immer, aber die meisten haben uns inzwischen verziehen, denn sie sehen, das die Welt ihren Frieden wiedergefunden hat, und die Stabilität zurückgekehrt ist.

Wir vernichteten das wundervollste, das wir je besassen und wir taten es, weil wir es tun mussten.
Unsere eigenen Brüder und Schwestern hassten uns, weil wir den Mut und das Mitgefühl aufbrachten, eine Tat zu begehen, für die sie zu feige waren. Sie nannten sich später 'Die Reinen'.


Nach Vater Wolfs Tod...

Sofort nach der Tat gingen sich alle Häuptlinge und Leitwölfe gegenseitig an die Kehle. Sie kämpften um das Recht, sich Pflicht von Vater Wolf zu eigen machen zu dürfen. Der Kampf war grausam und ihr Blut tränkte den Boden auf dem sie standen. Niemand weiß, wie lange diese Schlacht dauerte, in der sich Brüder und Schwestern bekämpften. Sicher ist nur, er dauerte viel zu lange, und hätte Luna nicht eingegriffen, würden wir vielleicht heute noch kämpfen.

Als Mutter Luna  sah, das ihre Kinder sich gegenseitig töteten, weinte sie. Und als Mutter brachte sie es auch über sich, ihren Kindern ihre furchtbare Tat zumindest teilweise zu verzeihen.
Sie sandte die Lunen, niedere Mondgeister, welche die fünf Rollen von Vater Wolf verkörperten.... den Richter, den Seher, den Krieger, den Weisen und den Jäger.
Vaters Macht war zu groß, um nur einem zu gehören, und so erweckten die Lunen in uns die Erinnerung an die verschiedenen Rollen unseres Vaters, und an die Magie die er nutzte, um sie zu erfüllen. Und sie lehrten jeden Werwolf, eine der fünf Rollen anzunehmen. Sie betrachteten das Innerste des Wolfes und erkannten, was am besten zu ihm passte.

Von da an zeichnete Luna jede folgende Generation mit einem unmissverständlichen Zeichen, das ihm sagte, welche Rolle ihm zugedacht war. Die Vorzeichen.
Davon ausgenommen waren die Reinen, die sich davon losgesagt hatten.

Lunas Fürsprache und Segen ermöglichte den Werwölfen erneut, die Barriere zwischen den Welten, die aus den Grenzlanden entstanden war, überwinden zu können ... ein Funken der Hoffnung, das sie ihnen verzeihen könnte.
Die Reinen dagegen lehnen Lunas Segen des Vorzeichens als Mal der Schande ab.


Die Bande der Meute: Die Stämme

Nach Vater Wolfs Tod musste die Meute seinen Platz einnehmen, denn die Geisterwelt durfte dem fleisch nicht seinen willen aufzwingen. Doch konnten die ersten Rudel nicht an seine Kraft und Erfahrung heranreichen, und sie erkannten, das sie mehr Kraft brauchen würden, um  ihre aufgabe zu erfüllen.. Wir mussten beweisen, das wir es wert waren, gefürchtet und geachtet zu werden.

Vater Wolf hatte mit Luna unsere Vorfahren gezeugt, doch er hatte sich ebenso begeistert mit weiblichen Wolfsgeistern gepaart. Also begaben sich die Rudel zu den Geisterkindern Vater Wolfs. Die ersten Welpen hatten Vater Wolfs Verfall mit angesehen, und sie liebten uns nicht für seine Ermordung, doch die meisten von ihnen verstanden unsere Absichten.
Doch sie waren Incarnae und sie waren stolz! Sie wollten sich nicht vor halbfleischlichen wölfen auf den Rücken rollen, ganz gleich wer die Mutter dieser neuen Rasse war, und wir mussten kämpfen, um uns ihres Schutzes würdig zu erweisen. Wir verloren viele Kinder Lunas in dieser Schlacht, doch wir konnten unseren Wert beweisen.
Fenriswolf, den Zerstörer, bezwangen wir im Kampf. Die scheue Schwarze Wölfin kreisten wir in ihrer Höhle ein. Die Todeswölfin beschworen wir mit unseren stärksten Riten. Den Winterwolf zwangen wir in die Knie, und den Roten Wolf liesen wir einen Eid schwören, aus dem er sich nicht herauswinden konnte.
Durch den Schutz unserer Halbbrüder und Halbschwestern wurden wir stärker als jemals zuvor. Wir wurden zu Stämmen.