Indah - Tempeltal






Das Tor, durch welches du die alte Welt Indah betreten hast, du erinnerst dich sicher noch. Die lange Treppe, der majestätische Torbogen und dahinter die warme Sonne. Nun, du stehst jetzt auf der anderen Seite des Tores, aus dem unverkennbar die Kälte der zu Eis erstarrten Hallen dahinter strömt. Dagegen strömt aus den kleineren Toren links und rechts danaben geradezu warme Luft und ein Hauch von Vanille und Blumen. Der festgetretene, rötliche Boden verrät dir, das viele Füße bereits durch diese Tore gewandert sind und du folgst der Spur. Durch die Torbögen betritts du einen Tunnel und es wird erstmal dunkel um dich, doch wenige Schritte voraus erkennst du wieder Licht und du gehst weiter. Die Wände sind raus, aus dem Fels gehauen und doch spürst du unter deinen Fingerspitzen vereinzelt Steinmetzarbeiten. Der Boden ist hier ebenfalls aus Sandstein und fühlt sich unerwartet kühl an, fast schon eisig.



Je weiter du jedoch gehst, desto mehr erwärmt sich der Boden und die Umgebung und schliesslich mündet der Gang in eine von Säulen getragene Halle, die jedoch nicht sehr groß ist. Bald schon durchschreitet man wieder große, aus dem Fels gehauene Tore und stellt fest, das man in einigen Metern Höhe auf einer Terasse steht und auf ein langgezogenes Tal blick.
Zur einen Seite erstreckt sich das Tal in Richtung einer wüstenähnlich kargen Landschaft und in der Ferne erblickt man ein Gebirge. Entlang der Felswände und gegenüber sieht man noch mehr steinerne Torbögen in den Fels gehauen, es werden eigentlich sogar mehr, je weiter man sich dem Talende nähert. Die Spuren verraten einem, das diese Höhlen bewohnt sind und tatsächlich, bald schon trifft man auf tobende Kinder, Haustiere, Pferde und Frauen. Männer sieht man weniger, dafür drängt sich einem der eindruck auf, das er es hier nicht mit friedlichen Müttern und Priesterinnen zu tun hat, sondern mit Kriegerinnen. Ihre Bewaffnung und das selbstbewusste Auftreten sprechen jedenfalls dafür.
Tatsächlich ist man in der Felsenstadt Surma gelandet, welche fast ausschließlich von Amazonen bewohnt wird, deren Aufgabe der Schutz der Tempelanlage ist und die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen.



Zur anderen Seite jedoch erblickt man ein kleiness Paradies, umringt von Felsen und Sand. Man sieht den eigentlichen Tempel, ein Meisterwerk aus sandfarbenem und weißem Marmor, getragen von unzähligen Säulen die aufs aufwändigste verziert wurden. Zwischen den Säulen wehen meterlange Bahnen aus transparenter Seide in weiß, orange, rot und gelb sacht im Wind.
Wunderschöne, grüne und blühende Gärten, Bäume, kleinere Nebengebäude und künstlich angelegte Teiche ergänzen die Anlage und der süssliche duft von Vanille und Blumen wird stärker. Ein Ort des Friedens und der Schönheit und der Stille.
Was man vergeblich sucht sind Statuen, Götzen- und Götterbilder oder dergleichen, denn hier werden keine Götter verehrt, es wird hier nicht um Lösung von Problemen nachgesucht. Man erbittet auch nicht die Hilfe oder das sonstige Eingreifen eines übernatürlichen Wesens. Man erwartet nicht, Heil gespendet zu bekommen. Man gedenkt der Jinas, der ideellen Vorbilder. Man reflektiert deren Leben, deren Taten, deren Lehren, um persönlich besser auf seinem Pfad zur Erlösung vorankommen zu können, um Motivation für das eigene rechte Tun zu erhalten. Ein Eingreifen der von der Welt entrückten Jinas in weltliches Geschehen erhofft oder gar erwartet hier niemand. Ein Ort, wo der Gläubige an seiner Seele arbeitet, nicht für die Verehrung von Göttern oder Götterbildern, denn die Priesterinnen verehren hier keine Hochgötter, um von ihnen Seelenheil zu erhalten oder andere Wünsche erfüllt zu bekommen, auch sind die Tempel nicht Wohnstätten von irgendwelchen Göttern.
Der Gläubige klärt in diesem wundervollen Bauwerken seinen Geist, er taucht ein in eine Welt des Idealen, er läßt eine "heile Welt" auf sich einwirken und reinigt durch Meditation seine Seele und lässt die Botschaft seiner Vorbilder auf sich einwirken.